2.3 Aussprachevariation (Beta)¶
„Muss man aussprechen wie die Spanier:innen?“¶
Anders als Unterschiede in der Verwendung der Grammatik oder bei bestimmten Wortformen sind Unterschiede in der Aussprache auch für Fremdsprachenlernende leicht wahrnehmbar. Das Spanische weist natürlich nicht weniger (regionale) Unterschiede auf als das Deutsche oder andere Sprachen, wenn es darum geht, wie es ausgesprochen wird. Die eine ‚spanische‘ Aussprache gibt es also nicht. Die eine ‚richtige‘ Aussprache (oder die eine ‚Hochsprache‘) auch nicht. Auch wenn sich der Spanischunterricht traditionell am Spanischen Spaniens orientiert hat und das ‚peninsulare‘ Spanisch meist die Grundlage der Schulbücher bildet, wird diese Festlegung seit einigen Jahren – völlig zurecht! – hinterfragt. Aus linguistischer Sicht gibt es keinen Grund, nur das peninsulare Spanisch zu unterrichten. Im Gegenteil: Unter dem Begriff der Plurizentrik hat sich sowohl in der Linguistik als auch in der durch die Real Academia Española stark mitgeprägten spanischen Sprachkultur längst die Erkenntnis durchgesetzt, dass es mehr als ein ‚gutes Spanisch‘ gibt. Das in amerikanischen Ländern gesprochene Spanisch ist nicht weniger Wert und nicht schlechter als das Spaniens und die Merkmale amerikanischer Varietäten sind auch nicht als ‚Abweichungen‘ abzutun. Ausführlicher betrachten wir das natürlich im Kapitel Variation und Plurzentrik. Hier ist nur wichtig, dass diese Erkenntnis natürlich auch für die Aussprache und Aussprachevariation gilt. Aber die linguistische Beschreibung und Bewertung sprachlicher Phänomene ist das eine, der schulische Umgang mit ihnen etwas ganz anderes. Allein für die Aussprache ergeben sich viele ganz praktische Fragen für Lehrende und Lernende:
- Welche Aussprache habe ich als Lehrkraft? (hoffentlich keine ‚deutsche‘!)
- Welche Aussprache unterrichte ich?
- Welche Aussprache sollen meine Schüler:innen erlernen?
- Welche Aussprache wollen meine Schüler:innen erlernen?
O-Ton: „Ich bin Latina, meine mexikanische Aussprache ist Teil meiner Identität (auch als Lehrerin)“
Als Latina-Lehramtsstudentin an einer deutschen Universität wird oft angenommen, dass eines meiner beiden Fächer Spanisch ist – so sehr, dass ich irgendwann nicht mehr gefragt wurde: „Welche Fächer hast du?“ ☺, sondern direkt: „Ah, dann Spanisch und was noch?“. Dann musste ich irgendwie die Illusion dieser Person zerstören: „Ich studiere eigentlich gar nicht Spanisch, meine Fächer sind Englisch und Ethik“, und jedes Mal bekam ich denselben Blick: Der Kopf leicht zur Seite geneigt, als hätten sie eine Frage, die ich nicht beantworten konnte, oder als wären sie mit meiner Antwort nicht zufrieden. Also fügte ich noch etwas hinzu: „Ich müsste eigentlich Kastilisch/Spanische Variante unterrichten, aber ich spreche die mexikanische Variante. Und um ehrlich zu sein: Ich hatte nie so richtig darüber nachgedacht, Spanisch zu studieren.“
Das war eigentlich eine Lüge. In Wirklichkeit hatte ich schon mal ab und zu darüber nachgedacht, Spanisch zu studieren. Die Idee war aber in einer Art mentaler Schublade eingeschlossen geblieben, denn ehrlich gesagt konnte ich mich nicht dabei sehen, wie ich mit einem erzwungenen Akzent spreche, der sich fremd in meinem Mund anfühlt. Also blieb diese Schublade für immer geschlossen – bis zu meinem ersten Praktikum. Ein Lehrer stellte mir dieselbe Frage und ich antwortete ihm mit dem Dialog, den ich schon hundertmal wiederholt hatte. Aber diesmal bekam ich eine Antwort, die mich überraschte: „Das stimmt nicht. Du kannst deine Variante des Spanischen unterrichten, und niemand darf dich zwingen, eine andere zu übernehmen.“
In diesem Moment öffnete sich die verschlossene Schublade wieder – und damit nicht nur die Möglichkeit, meine Sprache neu zu lernen und neu zu entdecken, sondern sie auch frei in ihrer Variation zu vertreten. Ich erkannte, dass ich vielleicht eines Tages dazu beitragen könnte, mit der Vorstellung zu brechen, dass nur eine standardisierte Version/Variante des Spanischen unterrichtet werden darf oder gültig ist.
In einer globalisierten Welt wie der heutigen kann der Spanischunterricht nicht auf eine einzige Form reduziert werden. Die Sprache ist vielfältig, und das sollte sich auch in ihrer Didaktik widerspiegeln.
Habe ich Erstsprachler:innen im Unterricht oder Schüler:innen, die schon (länger) in einem spanischsprachigen Land waren oder besondere Bezüge zum Spanischen eines bestimmten Landes, dann können sich weitere Fragen daraus ergeben:
- Wie gehe ich mit dem Wunsch um, bestimmte Aussprachevarianten verwenden zu wollen, andere nicht?
- Wie gehe ich mit Unterschieden in der Aussprache der Schüler:innen (im Vergleich mit der unterrichteten Aussprache) um?
- Wie reagiere ich auf Fragen zur Aussprachevariation?
Da man nicht die Aussprache mehrerer Länder und nicht jede Aussprachevariante unterrichten kann, ist ein kluger Umgang mit solchen Fragen umso entscheidender. Die (zeitlichen) Begrenzungen des Schulunterrichts machen Begrenzungen nötig und praktische Erwägungen stehen notwendigerweise im Vordergrund. Eine Hoffnung müssen wir daher sofort enttäuschen: Die ultimative Antwort auf jede der genannten Fragen haben wir nicht. Dafür bieten wir einen linguistischen Zugang, der es Dir ermöglichen soll, kompetent mit diesen Fragen umzugehen, souverän auf Fragen zu diesen Themen einzugehen und die für Deinen Unterricht Beste – also eine linguistisch fundierte – Lösung zu finden. Aus der linguistischen Perspektive ergibt sich übrigens ganz selbstverständlich eine offene und tolerante Haltung gegenüber Variation.
In diesem Kapitel wollen einen kleinen Beitrag leisten, indem wir einen Überblick über die wichtigsten regionalen und nationalen Unterschiede geben. Wir beschreiben daher knapp die wichtigsten Aussprachevarianten, die man als Lehrkraft kennen sollte und geben Hinweise, wie man damit umgeht, wenn diese Varianten im Unterricht zur Frage werden oder wie man sie zum Thema macht, wenn es darum geht, Bewusstsein für die Ausspracheunterschiede zu schaffen.
Die wichtigsten Unterschiede¶
Hier einleiten und erläutern, dass vor allem die Konsonanten Variation aufweisen, die Vokale aber weitgehend stabil sind. Erläutern, dass hier primär die geographische Variation zum Thema gemacht wird und situationelle oder soziale Unterschiede nur am Rande vorkommen.
Distinción vs. Seseo¶
Ergänzend zu dem, was unter 2.1 schon steht, muss es hier um den Umgang damit gehen. Einstieg kann sein, dass die Distinción kein universelles Phänomen ist, sondern eine regionale Eigenheit innerhalb Spaniens, die dort aber fester Teil der Norm ist. Muss man das trotzdem lehren/lernen? Stereotype bzgl. Interdental (Ist der Laut uncool?)? Stigmatisierung durch Status des „Lispelns“ im Deutschen? Vergleich mit th-Laut im Englischen
Seseo als Aussprache der Mehrheit der spanischsprachigen Welt.
Yeísmo¶
Ergänzend zu dem, was unter 2.1 schon steht: - auch die Río de la Plata-Ausprägung erläutern - Relevanz und Umgang damit im Unterricht
/s/ am Silbenende: Abschwächung (Aspiration, Ausfall)¶
Das muss genauer erklärt werden. Wo ist das typisch? Hochland- vs. Tieflandspanisch einbringen. In welcher Situation ist das typisch? Tendenz zur Abschwächung in informeller Rede. Für welche Norm ist das typisch? Nur informell in einigen Ländern, Teil der Norm in formeller Rede in anderen Ländern.
Neutralisation von /l/ und /r/ in Silbenschlussposition¶
Knapp erklären.
Velarisierung und Abschwächung des /n/ am Wortende¶
Knapp erklären.
Aussprache im Unterricht: Praktisch und ‚anhörlich‘¶
Zusammenfassen, wie man mit den Unterschieden umgehen kann; wo und wie eine passive Kompetenz (Bewusstsein) genügen. Wo und wie Anschauungsmaterial gefunden und eingesetzt werden könnte.